Gestorben: 01.07.1958 in Weybridge
Der 1879 im heutigen Bratislava geborene Rudolf von Laban war in seiner Heimat Csardastänzer, bevor er 1907 nach Paris ging und dort Kunst studierte. Während des Ersten Weltkrieges gründete er auf dem Monte Verità im schweizerischen Ascona eine Schule, die bald viele Anhänger der neuen Tanzkunst anzog. Als Tänzer und Choreograf hat er unzählige Menschen für neue Bewegungsideen begeistert. Zahlreiche Assistenten führten die von ihm in ganz Deutschland initiierten Schulen weiter.
1923 gründete Laban in Hamburg ein eigenes Kammertanztheater und vier Jahre später eine Schule. Lola Rogge, Schülerin und Assistentin, übernahm das Ausbildungsinstitut bereits im Jahr 1934 und verband es mit ihrer 1927 gegründeten Laientanzschule.
Rudolf von Laban bezeichnete das Ballett als historisch erstarrte Form und vermittelte den Tanz aus der Improvisation und individueller Gestaltung heraus als Ausdruck seelischen Erlebens. Seine raum-rhythmische Bewegungslehre (Choreologie) konkretisierte er vorwiegend im Modell des Ikosaeders, des Zwanzigflächners. Noch heute wird in aktualisierter Form mit den Labanschen Raummodellen, zu denen auch der Oktaeder und der Hexaeder gehören, in der Ausbildung an der Lola Rogge Schule im Fach Choreologie gearbeitet, außerdem gehört seine in England entwickelte Effort-Theorie (Antriebslehre) dazu.
Tanzhistorisch bedeutender als der Praktiker ist Laban als Autor, Theoretiker und Philosoph, denn das von ihm entworfene Menschen- und Weltbild prägte Tänzer-Generationen nach ihm bis heute, wobei besonders die Tanztherapie sich seine Theorien zunutze machte. Laban verließ 1937 als sogenannter Staatsfeind Deutschland und emigrierte nach England. In Manchester beschäftigte er sich mit der Optimierung von Bewegungen in Arbeitsabläufen und entwickelte gemeinsam mit dem Industriellen Lawrence ein System zur Arbeitsökonomie. Die von ihm entwickelte Tanzschrift, die Labanotation, wird weltweit zur Analyse und Beschreibung von Bewegung genutzt.
Als genialer Initiator hat Rudolf von Laban den Boden für die Arbeit von Kurt Jooss, Mary Wigman, Irmgard Bartenieff, Lola Rogge und vieler anderer bereitet, auch die Pilates-Technik geht in ihren Ursprüngen auf seine Ideen zurück. Der „bestrickende Feuerkopf“, wie der bekannte Kritiker Rudolf Maack ihn nannte, fand schon 1922 in Hamburg einen „verwandten Geist“, so dass es ihn hier länger als anderswo hielt.